Die Anzeige

Greta im Herbst 2010

Roman Wintersonnenwende - Die Anzeige

Mein Leben wurde geordneter. Sebastian fuhr mich zur Praxis  und holte mich auch wieder ab. Wenn seine Dienstzeiten nicht zu meinen passte, fuhr ich mit dem Taxi. Und ich lief. Kilometer für Kilometer. Lief ich vor mir weg oder war ich auf dem Weg zu mir selbst? Ich spürte es nicht. 

Zusätzlich versuchte ich mein Leben und meine Versagensängste zu kompensieren, indem ich schrieb. Zeile für Zeile über jeden Gefühlszustand, in dem ich mich in der aktuellen Zeit befand. Eine Art Tagebuch in Verbindung mit den Erkenntnissen, der damals schon seit etlichen Stunden laufenden Psychotherapie.

Leider fand ich trotzdem nicht zurück in meine Familie. Jette blieb mir fremd und ein Aufflackern der Liebe zwischen Sebastian mir stellte sich nicht ein. 
Die Depression blieb. 

In der mir aussichtslos erscheinenden Lage stellte ich an einem Abend im September folgende Anzeige ins Netz:

„Mein Leben ist nach außen vermutlich ziemlich perfekt: Beruf, Karriere, Mann, Kind, Haus (Reihenfolge willkürlich). Doch die hinter der glänzenden Fassade steckende Monotonie des Alltags ist grau und schmeckt fad. Ich bin auf der Suche nach einer Nähe, die vielleicht eine virtuelle E- Mail- Freundschaft spenden kann. Gibt es da draußen irgendwo einen Mann, der mit mir durch den Alltag schlingern will, auf der Suche nach den Glanzpunkten des Lebens?“

Die Antworten kamen zahlreich. Die meisten waren oberflächlicher Natur. Viel ist von ihnen nicht übrig geblieben. Einer der Mailer hat bei mir die Leidenschaft für das Marathon- Laufen weiter entfacht, wofür ich ihm sehr danke und ihn nicht vergessen werde. Einer ist verantwortlich für meinen aktuellen Musikgeschmack – auch dafür danke ich. Einer schickte mir ein Bild seiner Erektion, was mich nicht wirklich beeindruckt hat, aber auch das vergisst Frau natürlich nicht. 

Eine Mail war anders. Das heißt nein, das ist nicht richtig. Denn beim ersten Lesen dachte ich noch „schon wieder so ein selbstherrlicher Gockel“. Aber ich las die Mail dann doch mehrfach. 

08.10.2010 09:31 Uhr

„Hallo! Was für ein fulminanter und wohltuend ehrlicher Eintrag von dir. Ich konnte mich mit meinem Alltag, meinem Umfeld, meinem Leben darin wiederfinden. Diese „grausige Monotonie des Alltags“ versuche ich seit einiger Zeit durch zwar alte, aber nicht vergessene Träume zu kolorieren. Vor drei Jahren habe ich mich vorläufig und nicht ganz freiwillig aus dem Hamsterrad meines alten Jobs verabschiedet, mir dann noch eine längere Pause verordnet, um das viel zu hohe Tempo aus meinem Leben zu nehmen. Du kriegst halt nicht mit, was am Wegrand passiert, wenn du stur geradeaus rast. Die glänzende Fassade mit Frau, Kind, Haus existiert bei mir auch, wobei mir dieser Mikrokosmos ganz lieb ist und ich versuche, ihn gegen eine Welt, die zunehmend dem Wahnsinn und der Dämlichkeit zu verfallen scheint abzuschotten. „Karriere“ ist bei mir unter den bösen Wörtern eingeordnet. Nach meiner Pause habe ich mir einen Job gesucht, in dem das Umfeld passt und ich die Dinge mit Ruhe angehen kann. Kurzum, ein Job, der mir nicht allzu sehr bei meinen Träumereien über die Zukunft in die Parade fährt und mir ein Maximum an freier Zeit gönnt. Ach ja, diese Träumereien bestehen darin, in absehbarer Zeit, konkret, wenn dieses Haus nicht mehr der Bank gehört, mich den lieben langen Tag mit den Dingen zu befassen, die mir wichtig sind und nun wichtig bleiben werden: Schreiben und Musik. Unterschwellig waren diese beiden Bedürfnisse die letzten zu schnell verlebten zehn Jahre immer präsent, und es wird höchste Zeit, dass sie wieder den Stellenwert einnehmen, den sie verdient haben. Ich bin Chris, ich bin 42 Jahre alt, habe einen sechsjährigen Sohn und eine überaus geduldige Lebensgefährtin, die es gewohnt ist, bei unseren ständigen Spinnereien die Augen zu verdrehen. Aber so schlimm scheint es nicht zu sein, immerhin bleibt sie ja bei uns. Hast du Lust zu antworten? Ich würde gern mehr über dich erfahren, deinen Alltag, vor allem aber über die kleinen bunten Momente, die DICH in der Spur halten. Alles Gute.“

„Kleiner Mikrokosmos bestehend aus Frau und Sohn“. Das war ja genau das, was ich nicht suchte. Nicht, dass ich glückliche Familien nicht ausstehen kann. Es ist wunderbar, wenn es so etwas gibt. Aber das war doch gerade mein Problem. Meine Enttäuschung darüber, dass ich keinen glücklichen Mikrokosmos um mich hatte. Und diese Enttäuschung schmerzt um so mehr, wenn andere einem das fehlende Glück so vor Augen halten. Es ist also völlig unklar, warum ich antwortete. Die Antwort fiel entsprechend hart und unfreundlich aus. 

08.10.2010 11:35 Uhr

So so, Du findest meinen Eintrag fulminant. Ich finde ihn eigentlich eher erschreckend. Den Job- Wechsel brauche ich wohl auch, ich denke zumindest immer intensiver darüber nach. Ich hatte mich vor zwei Jahren selbständig gemacht und jetzt werde ich von der Verantwortung und dem Stress immer mehr erdrückt. Da bist Du schon sehr viel weiter als ich, beneidenswert! Ein weiterer Unterschied ist, dass ich meinen familiären Mikrokosmos ebenfalls eher als erdrückend empfinde. Diesbezüglich ist eine Lösung noch gar nicht in Sicht, weil ich für meine siebenjährige Tochter eigentlich gerne die heile Familienwelt aufrechterhalten will. Sozusagen mein Dilemma Nummer zwei. Sich seinen Träumereien hingeben zu können und nur noch das zu machen, was man möchte, ist natürlich ein schönes Ziel. Ich würde mich schon mit Kleinigkeiten zufrieden geben. Die Welt einmal wieder mit den Augen eines Teenagers sehen zu können ohne den Zeitdruck, den Zwang, die ewigen organisatorischen Dinge. Und leider habe ich im Moment wenige kleine bunte Momente, die mich in der Spur halten. Ehrlich gesagt, ich empfinde mich im Moment eher gänzlich aus der Spur gekommen. Ich nehme mal an, dass Dir das jetzt doch zu hart und pessimistisch klingt. Sorry, eigentlich kann ich auch lustig und fröhlich. Nur eben im Moment nicht. Viele Grüße, Greta.

Noch unklarer ist, warum ich dennoch eine nochmalige Antwort erhielt. Das bleibt für mich das ewige Geheimnis zwischenmenschlicher Beziehung. Leider nicht das einzige. 

08.10.2010 12:38 Uhr

Hm, du scheinst dich im Moment tatsächlich dort zu befinden, wo ich vor gar nicht so langer Zeit auch war. Mir wurde der Job auch zur reinen Last, und was das Familienleben angeht, trug das auch dazu bei, dass ich mich mit dem aus meinem alten Leben verabschiedet habe / verabschieden musste, was heute so bildhaft als Burnout bezeichnet wird. Wir standen mehr als einmal kurz vor der Trennung, und wie bei euch habe ich dabei nur die Zähne zusammengebissen, weil ich es meinem Kind nicht antun wollte. Wir sind in diesem Mikrokosmos weit davon entfernt, wirklich glücklich zu sein, wir funktionieren, wir kitten viel und zerstören dabei fast genauso viel. Es wundert mich häufig, dass es überhaupt geht. Und auch bei uns wird diese Lösung wohl nicht ewig funktionieren. Ich glaube, für mich ist es im Moment eine Art Atempause, nicht so etwas theatralisches wie das Auge des Sturms, eher ein gedankliches Konstrukt aus Träumen und Zielen, dass ich mir aufgebaut habe, um nicht alles hinzuschmeißen. Und ich denke, das kann ich ein paar Jahre so durchhalten. Ich glaube, in Situationen, wie du deine beschreibst, hilft meist nur eine Auszeit, ein Innehalten und ein Moment, sich von außen zu betrachten und sich neue Ziele zu setzen. Wie du sagst: der Blickwinkel des Teenagers. Wieder neugierig sein, naiver, unkonventioneller, und das alles mit positiver Grundfärbung. Dafür braucht es Zeit, und das ist wohl im Moment für dich eine der größeren Schwierigkeiten – keine Zeit für dich. Oh Mann, ich rede hier Zeugs daher und begebe mich mit irgendwelchen Ratschlägen aufs Glatteis. Bin sonst nicht so ein Besserwisser. Liegt vielleicht daran, dass ich deine Situation nachempfinden kann und für mich eine (Interims-)Lösung gefunden habe. Und nein, das alles klingt mir nicht zu hart und pessimistisch. Ich hatte noch ganz andere Worte. Es ist eine schlimme Phase, aber ich denke schon, dass du da herausfindest. Irgendwie klingt da bei dir so was Kämpferisches durch. Chris

So überraschend es war, dass er noch einmal antwortete, so wunderbar war es auch. Es war der Beginn unserer E- Mail- Freundschaft, die nicht lange nur eine E- Mail- Freundschaft blieb. 

08.10.2010 13:04 Uhr
Früher hätte ich mich als kämpferisch eingeschätzt, im Moment, total am Boden liegend, empfinde ich kaum noch Kraft. Ich brauche dringend eine Atempause, aber als Selbständige ist das gar nicht so leicht. Und alles hinschmeißen, was vielleicht das Richtige wäre, macht man auch nicht so eben mal schnell. Das will überlegt sein, auch aus finanzieller Sicht. Aber Geld ist eben nicht alles. Besonders frustriert mich, dass mein Mann, der echt lieb und nett ist, mir so gar nichts geben kann. Das liegt bestimmt nur an mir, ich lasse ihn kaum noch an mich heran. Weder emotional noch körperlich. Wenn ich mich ihm wenigstens wieder öffnen könnte. Aber aus Gründen, die ich nicht kenne, kann ich das nicht. Insgesamt fühle ich mich fürchterlich einsam. Ich habe einige negative Erfahrungen mit Freundschaften gemacht. Ich habe deswegen mittlerweile Angst, Menschen näher an mich heran zu lassen. Und das macht einsam. Es ist ein richtiger Teufelskreis. Hinzukommt dieser fürchterliche Winter. Ich hasse diese Jahreszeit. Im Sommer ist immer alles leichter. Jetzt ist alles kalt und grau. GRUSELIG. Ich fürchte, es ist mehr als ein Burnout. Und wo ist der Ausweg? Du beschäftigst Dich gerne mit Musik und Schreiben? Nur E- Mails schreiben oder noch mehr? Musik aktiv oder passiv? Würde mich interessieren. Also, wenn Du noch mal antworten magst, freue ich mich. Viele Grüße, Greta. 

08.10.2010 13:45 Uhr

Meine Frau wirft mir auch öfters vor, ich sei abweisend. Teilweise stimmt das, ich ziehe mich gern zurück, brauchte und brauche viel Zeit für mich und die teils verqueren Gedanken. Zu der harten Zeit führte das auch so weit, dass wir beide versucht haben, uns in der jeweiligen Einsamkeit einzurichten. Heute umarmen und küssen wir uns ab und an wieder, eher routiniert und geschäftsmäßig, aber dieses Arrangement ist immerhin etwas. Hier schneit es gerade. Ich kuriere eine Salmonellen- Infektion aus, die ich mir in einem Restaurant eingefangen habe. Solange der Winter noch jung ist und mehr weiß als grau, ist er zwar auch nicht unbedingt mein Freund, aber die ein oder andere gute Seite kann ich ihm abgewinnen. Ich habe als Jugendlicher mit dem Schreiben angefangen. Hatte nicht gerade eine traumhafte Jugend, und das half mir, meine Gedanken zu ordnen, die überbordenden Gefühle wie Wut, Liebe, Verzweiflung und alles, was so zu einem holprigen Erwachsenwerden gehört unter Kontrolle zu halten. Ist nicht immer gelungen. Dann habe ich so etwas wie „Auftragsarbeiten“ angenommen, zum Beispiel Liebesbriefe für gute Freunde. Deren Partnerinnen waren begeistert, ich dagegen habe in diesen Dingen wenig auf die Reihe bekommen, wenn es um mich ging. Ich schrieb Kurzgeschichten, stampfte mit einem Freund eine Schülerzeitung aus dem Boden und schrieb Songtexte für die Band. Die Band war einige Jahre mein Ein und Alles. Wir waren eine unzertrennliche Truppe, bis jeder zwecks Studium seine eigenen Wege irgendwo in diesem Land ging. Ich habe dann aus mir heute unerfindlichen Gründen mit der Musik und dem Schreiben aufgehört und mich darauf erst viele Jahre später wieder besonnen, als ich mitten in der Krise steckte und überlegen musste, wie ich die zweite Hälfte meines Lebens nun ausfülle. Ich hatte auch mal jemanden, mit dem ich oft schrieb und wirklich alles austauschte, was mich bewegte. Sie ist meine Cousine, wir galten beide als die schwarzen Schafe unserer Familie, weil unsere Biografien von dem abwichen, was man gern gesehen hätte. Wir schrieben uns über viele Jahre und konnten uns daran festhalten. Leider ist Andrea kurzzeitig in der Psychiatrie gelandet, seitdem hat sie den Kontakt zur Familie, einschließlich ihrer Eltern und mir, radikal abgebrochen. Ich verstehe sie, schade ist es trotzdem. Was Freundschaften angeht, bin ich auch eher misstrauisch. Es dauert eine Zeit, bis eine gewisse Tiefe erreicht ist. Bei vielen Menschen in meinem Umfeld dachte ich, es könne eine Freundschaft entstehen. Letztendlich kam es fast nie dazu. Ich habe festgestellt, dass die alten Freunde von früher, zu denen ich heute teilweise wieder Kontakt habe, damals wie heute die richtige Wahl waren. In welchem Bereich bist du selbständig, dass es dir so einen gewaltigen Stress und organisatorischen Kram bereitet? Wie gerne würde ich dir einen Ausweg aufzeigen, aber meine Strategien werden wohl nicht deine sein. Hast du etwas, dass du gerne tust? Auch im gruseligen Winter? Chris

08.10.2010 14:28 Uhr
Ich bin niedergelassene Ärztin. Davor habe ich an einer Uni- Klinik gearbeitet, dort war es durch die ewigen Dienste noch schlimmer. Was ich gerne tue? Ich bin in diesem Jahr auf den Trichter gekommen, dass mir Sport gut tut. Ich lag im Februar auch in der Psychiatrie, ich habe das „nette“ Krankheitsbild einer Depression. Damals hätte ich mich am liebsten umgebracht. Durch die Tabletten war ich dicklich geworden, ich konnte mich überhaupt nicht mehr leiden. Dann habe ich angefangen zu Laufen. Immer mit lauter Musik auf den Ohren. Gut zum Aggressions- und Fettabbau. Ich habe wieder 12kg abgenommen, sehe wieder figürlich hübsch aus, was mir sehr wichtig ist. In sofern hat mir der Sport geholfen. 

Ich schreibe auch sehr gerne, leider nicht besonders gut. Mein Traum für das nächste Leben (oder für die verbleibende Hälfte?) wäre zu schreiben, Kurzgeschichten oder Bücher. Ich habe zig angefangene Bücher auf meinen Computern, aber eben nur angefangen. Zu mehr reicht es nicht. Musik höre ich eigentlich total gerne, sie zieht mich leider nur sehr oft runter. Daher höre ich jetzt vor allem Hörbücher, um mich abzulenken. Es ist aber ein sinnlicher Verlust, keine Musik zu hören. Nur stecken in vielen Liedern  für mich so viele Erinnerungen und die Unfähigkeit, Vergangenes zu bewältigen, wird dann manchmal übermächtig. Grundsätzlich finde ich es zwar manchmal hilfreich zu weinen, dass kann ja die Seele auch befreien. Aber im Moment ist mein Pensum an Weinen so groß, dass ich es versuche nicht auch noch aktiv über Musik herbeizuziehen. Früher habe ich gerne Klavier gespielt, hauptsächlich Improvisationen. Tja, mehr Dinge, die ich gerne tue gibt es nicht. Bedingt durch meine Depression bin ich etwas antriebsarm und mutlos. Ich gehe so gut wie nie abends aus. Ab und an mal mit ein paar anderen Irren, die ich vom Krankenhausaufenthalt kenne. Aber nicht regelmäßig. Zuhause läuft meist abends der Fernseher, das allerdings komplett ohne mich. Dem kann ich gar nichts abgewinnen. Meist gehe ich relativ früh zu Bett, weil mir der Tag einfach zu lang wird. Mit dem Erfolg, dass ich dann mitten in der Nacht ausgeschlafen bin und nicht wieder einschlafen kann. Passt wohl auch gut zur Gesamtsituation. Liebe Grüße, Greta

08.10.2010 14:38 Uhr

Ich habe eine Menge auf das zu antworten, was du schreibst. Es gibt so viele Parallelen. Ich muss jetzt erstmal meinen Sohn von der Schule abholen, und der Rest des Nachmittags ist verplant. Ich antworte dir heute Abend ausführlich. Chris

08.10.2010 14:41 Uhr
Bis heute Abend. Ist nett mit Dir. Greta. 

08.10.2010 21:04 Uhr

So, das Kind ist ins Bett gebracht, die Geschichte gelesen und meine Frau sitzt vor dem Fernseher. Für mich ist das auch eher nichts, meist läuft nur blanker Schwachsinn. Vor einigen Jahren bin ich wieder ans Lesen gekommen, keine Fachliteratur, nur Belletristik. Seitdem möchte ich auf Bücher nicht mehr verzichten und es gibt mir weitaus mehr, als vor der Kiste zu hocken. 

Mit einer Depression wurde ich auch tituliert, das war gleich nachdem ich mich aus dem letzten Job verabschiedet habe. Mir wurden Tabletten verschrieben, die ich auch eine Zeit lang nahm, dann aber absetzte, als es wieder besser lief. Im April 2008 machte ich eine psychosomatische Reha. Die war wirklich gut und ließ mich richtig runterfahren, zur Ruhe kommen und Prioritäten neu setzen. Dort habe ich den Sport für mich wiederentdeckt. Ich habe es schon fast vergessen, aber mir ging es im Winter abends bei einsetzender Dunkelheit so dreckig, dass ich mich tatsächlich nach draußen getraut habe und um die Häuser gerannt bin. Jetzt habe ich einen Crosstrainer und halte es tatsächlich durch, an fünf Abenden in der Woche das Ding zu benutzen. Es tut gut, die Gedanken sortieren sich, alle Werte, die in kritischen Bereichen waren (Blutdruck, Cholesterin) sind gut, und ich kann recht gut schlafen. Zu meinem „Burnout“ kam damals noch die falsche Diagnose einer KHK, natürlich exakt zum falschen Zeitpunkt. Ein Jahr später stellte sich diese Diagnose als fehlerhaft heraus, aber diesen Zeitraum möchte ich nicht noch einmal durchleben. Ja, einen Roman zu schreiben schwirrt mir schon lange im Kopf herum. Ich habe hier auch den ein oder anderen Beginn herumliegen, im Moment sind die Selbstzweifel und ein fataler Hang zum Perfektionismus allerdings Hindernisse, die ich lernen muss, zu umschiffen. Die Musik der Vergangenheit, die mich herunterzieht, höre ich recht selten, und wenn, dann um eine bestimmte Emotion hervorzurufen, sozusagen als kontrollierten Versuch. Mein musikalisches Spektrum ist recht breit und hängt wie bei den meisten stark von meinen Stimmungen ab. Klassik, Jazz, Rock bis Hardrock, je nach Zustand. In der Band habe ich Bass gespielt, ein phantastisches Instrument. Damit habe ich während der Krise auch wieder angefangen, es reichte aber recht schnell nicht mehr aus. Bass ist nicht eben ein Instrument für Solisten, nicht wahr? Unser Haus ist auch nicht gerade eine Villa, aber ein Klavier war immer schon einer meiner Träume. Ich habe mir ein E-Piano gekauft. Der Klang ist einmalig, er kommt einem echten Piano recht nah. Ich kann über Kopfhörer spielen, es hat eine gewichtete Klaviatur mit 88 Tasten. Das Spielgefühl ist nicht ganz wie bei einem echten, dafür nimmt es nicht viel Platz weg und kann auch mal hochkant in der Ecke stehen. Ich bringe mir das Spielen selber bei, besorge mir Noten und spiele am liebsten nicht- klassische Stücke von Tom Waits oder ähnliches. Mann, ich erzähle hier die ganze Zeit über mich, aber am Anfang gehört das wohl dazu. Ich lese gerade, dass du recht früh schlafen gehst, also liegst du wahrscheinlich schon in den Träumen. Für den Fall wünsche ich dir einen nicht allzu schwierigen Start in den Tag und das ein oder andere Highlight. Ich werde morgen früh aufstehen und meinen vorletzten Krankheitstag damit verbringen, mir Gedanken darüber zu machen, ob und womit ich an einem Literaturwettbewerb teilnehme. Und dann vielleicht das ein oder andere zu Papier bringen. Ich finde es auch nett mit dir und bin mir ziemlich sicher, dass du einen Weg findest. 
Chris

08.10.2010 22:03 Uhr

Ich danke dir für deine offenen Worte und auch für dein Bestreben mir Mut zu machen. Es ist ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass man das alles nicht allein durchmacht. 

Gute Nacht. 

09.10.2010 16:09 Uhr

Hi Greta, ich komme leider erst jetzt dazu, zu antworten. 

Du schreibst, dass es ein angenehmes Gefühl ist zu wissen, dass man so etwas nicht alleine durchmacht.

Ich habe während der Reha auch viele Leute kennengelernt, die mir das auch vermittelt haben. Zu vier von diesen Menschen habe ich heute noch regelmäßig Kontakt. Zweimal im Jahr treffen wir uns, ab und an mailen wir. Vielleicht lässt es dich ein wenig positiver in die Zukunft blicken, wenn ich dir erzähle, dass es heute dreien von den vieren wieder richtig gut geht. Sie haben teilweise den Job gewechselt, teils aber auch behalten und nur das ein oder andere verändert. Und alle, mich eingeschlossen, waren ganz unten. Es dauert seine Zeit, bis sich im Kopf „etwas umstellt“, und es dauert nochmal einen Moment, bis das im Leben Wirkung zeigt. Im Grunde hat sich an meiner Situation verglichen zur Zeit vor der Krise ja nicht viel geändert. Mein Sohn ist immer noch hyperaktiv, ich habe wieder einen Fulltime-Job, die finanzielle Verantwortung für das Haus liegt immer noch bei mir. Irgendwie habe ich in den letzten drei Jahren gelernt, die Dinge ruhiger anzugehen, auf meine Träume hinzuarbeiten (auch wenn die sich vielleicht nie erfüllen werden) und mir eine Einstellung zuzulegen, die mich immer wieder denken lässt, dass es schon irgendwie weitergehen wird. Mir ist Geld mittlerweile relativ egal, ich habe im vorigen Job recht gut verdient, viel besser als jetzt, aber ich habe keine Ahnung, wo dieses Geld immer geblieben ist. Und es funktioniert auch so, sich eine gewisse Lebensqualität zu erhalten. Dazu kommt bei mir eine gewisse fatalistische Sichtweise, die es mir etwas einfacher macht, Rückschläge zu verarbeiten. Von allem, was so politisch und gesellschaftlich im Großen um uns passiert, habe ich mich weitgehend verabschiedet. Die Welt ist halt so dämlich, und manchmal hilft ein wenig Zynismus und ein kopfschüttelndes Lachen, um diese Gegebenheit hinwegzufegen. Über den Auslöser für dein derzeitiges Befinden wage ich kaum zu fragen, ich denke, das ist eine sehr persönliche Geschichte. Ich weiß, dass solch eine Enttäuschung manchmal schon alleine ausreicht, das Leben vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Vielleicht magst du irgendwann darüber reden. Bis später, Chris

09.10.2010 16:41 Uhr
Mir ist Geld auch nicht so wichtig. Das sagt sich natürlich leichter, wenn man welches hat. Aber ich habe seit dem Sommer meine Sprechzeiten reduziert, um mehr Zeit für mich und meine Regeneration zu haben. Das habe ich bislang auch nicht bereut. Ich habe auch aufgehört, mich mit meinen gesunden Kollegen zu vergleichen. Die sind noch dazu männlich und haben ein fleißiges Frauchen zu Hause. Klar dass die beruflich härter knüppeln können. Was soll’s, ich brauche keinen Porsche. Um ehrlich zu sein, ich habe zurzeit noch nicht einmal einen Führerschein. Am schwärzesten Tag meines Lebens im Sommer habe ich mich mit Alkohol zugedröhnt und bin -sehr schlau- gefahren. Bin nicht sehr weit gekommen. Zwei freundliche Polizisten haben mir völlig zurecht, den Lappen abgenommen. Schöne Scheiße. Acht Monate und eine empfindlich hohe Geldbuße. Falls du mir trotzdem noch schreiben magst, würde es mich freuen. Und irgendwann erzähle ich Dir den Rest, wenn’s dich noch interessiert.
Ich finde es toll, dass du dich aus der Krise so befreit hast. Das macht mir Mut. 

VG Greta

09.10.2010 18:31 Uhr

Mein Gott, wenn ich für alles, was ich im zugedröhnten Zustand mal angestellt habe, einen Euro bekommen hätte, wäre ich jetzt wohl reich. Habe während des Studiums in der Kneipe eines Kulturzentrums gearbeitet. Das war nur zwei Kilometer von meiner Wohnung entfernt, aber ich musste ja noch völlig breit den Wagen bewegen. Bin dann zu den Jungs von der Streife noch ein wenig frech geworden, sodass ich mich mit ausgebreiteten Armen und einem fremden Ellenbogen im Rücken auf der Motorhaube wiederfand. Ich war den Schein ziemlich lange los und durfte dann zum Idiotentest. Keine bereichernde Erfahrung.

Natürlich interessiert mich der Rest von dir und deiner Geschichte. Bisher habe ja ich das meiste erzählt. Bin gespannt, wenn DU loslegst.
So, das übliche Procedere: Abendessen, Kind ins Bett bringen.
Bis später, Chris

10.10.2010 02:43 Uhr

Es gibt noch mehr, was ich verheimlicht habe.
Ich erdrücke Menschen durch mein nicht vorhandenes
Selbstbewusstsein und den daraus resultierenden ständig von mir geforderten Sympathienachweis. Also sei vorsichtig mit mir, ich scheine ein abartiges Wesen zu sein. Janne

10.10.2010 10:48 Uhr

Guten Morgen!
Ich glaube nicht, dass dein Wesen so abartig ist (abartig – was für ein gefährliches Wort). Wenn einem im Leben alles um die Ohren fliegt, dann sucht man sich doch jemanden, an dem man sich festhalten kann und sich die Bestätigung und Wärme holen kann, die man in dieser Situation dringend braucht. Was ist daran so ungewöhnlich?
Ich war zu Beginn des Jahres äußerst heftig verliebt. Es war eher das Gegenteil von deiner Geschichte. Wir haben die Nächte durchgequatscht und durchgetrunken, haben uns vorsichtig angenähert, sind aber seltsamerweise nicht im Bett gelandet. Aber es war heftig. Wenn wir uns berührten, und sei es nur eine flüchtige Hand freundschaftlich auf der Schulter, dann sah man Regenbögen und Funken sprühen.
Ich war so weit, mich mit ihr einzulassen, hatte sogar meiner Frau von Birgit erzählt. Warum, weiß ich auch nicht. Vielleicht noch eine Art alte Verbundenheit und Respekt.
Birgit ist dann zu ihrem Ex zurück. Mir ist der Grund nicht ganz klar, sie konnte ihn mir selber nicht sagen. Die Funken sprühen immer noch auf beiden Seiten, wenn wir uns sehen, ihr Freund ist äußerst angespannt, und die Beziehung der beiden wird nicht mehr lange halten, vermute ich. Aber unsere Chance ist vorbei.
Und nochmal zum abartigen Wesen (ist das nicht ein Ausdruck aus der Medizin des Mittelalters?: in mir gibt es etwas unwahrscheinlich Destruktives, und wenn das die Oberhand gewinnt wird es gefährlich. Nachdem Birgit mir eröffnet hatte, dass es mit uns nichts wird, brannte ich mir eine CD mit all den netten heftigen Sachen, auf die ich mit aller Vehemenz anspringe – Garbage, The Doors, Guns n‘ Roses und das ganze wunderbare Zeug. Habe mir dann ständig diese CD angehört und mich richtig schön in diese Geschichte hineingesteigert.
Andererseits war diese Zeit des totalen Verliebtseins eine Offenbarung. Mir war nicht klar, dass ich derartige Gefühle noch entwickeln kann. Ich fühlte mich wie ein Teenager, war euphorisch, inspiriert, voller Energie. Es war eine wichtige Erfahrung, und es ist vorbei.

Dem Familienleben eine neue Sichtweise abzugewinnen, wie du schreibst, kann helfen, denke ich. Solange wir unsere Erwartungen daran nicht zu hoch schrauben, ist das wohl möglich. Eine gute Idee. Ein Schritt. Es ist wohl doch noch eine gewisse Dynamik in dir. Das ist gut.

Danke für die Warnung. So schnell fühle ich mich nicht erdrückt. Und was die Sympathienachweise angeht, hier kommt einer: Du scheinst ein Mensch fernab des Mainstreams zu sein, auch wenn du das vielleicht ein bisschen aus den Augen verloren hast. Und das mag ich.
Chris

10.10.2010 12:38 Uhr

Lieber Christian,
ich habe es bis vor Kurzem auch so empfunden, dass es relativ normal ist, dass man Jemanden sucht, um sich festzuhalten, wenn einem das Leben um die Ohren fliegt. Leider teilen diese Ansicht nicht alle Menschen und leider besitze ich nicht die Gabe, die „Guten“ von den „Bösen“ zu unterscheiden.
Deine Liebesgeschichte klingt traurig und schön zu gleich. Die positiven Emotionen, die einem zeigen, dass man doch noch lebt. Schön. Die Trauer, die bestimmt schmerzhaft war, zeigt zwar auch, dass man noch lebt und auch noch nicht völlig abgestumpft ist, sind aber Gefühle, auf die ich liebend gerne verzichten würde. Ich versenke mich dann auch immer ganz tief in die Trauer. Musik, Lesen alter Briefe, Schwelgen in Erinnerungen. Auch meine Art des Abschiedsnehmens. Und es dauert einfach seine Zeit. Machst Du Dir noch Hoffnungen? (Weil Du schreibst, die Funken sprühen noch und ihre Beziehung mache keinen stabilen Eindruck).
Für Deine letzten Worte danke ich Dir besonders. Ich freue mich darüber, will aber versuchen, nicht daran zu klammern, sonst verschrecke ich den nächsten Menschen. Bin einfach scheiße verunsichert, tut mir sehr leid.
Liebe Grüße und Danke noch einmal für Dein Verständnis und Mitgefühl. Tat gut. G.

10.10.2010 14:56 Uhr

Es gibt hier in der Nähe ein kleines Restaurant, wo sich am Wochenende diejenigen aus dem Ortsteil treffen, die nicht mehr auf den Bäumen leben. Birgit treibt sich dort auch immer herum. Es ist verführerisch, dass ich am Abend nur zwei Kilometer gehen müsste, um sie dort anzutreffen und einen dieser magischen Momente zu erleben. Aber ich gehe auf Distanz. Es kostet zu viel Kraft, mich ab und zu mit ihr zu treffen, das alles aufzufrischen, nur um sie dann wieder aus meinem Blickfeld zu verbannen. Ich merke auch, dass jetzt, wo ich dir darüber schreibe, noch etwas ist, aber dieses Etwas wandelt sich langsam in eine gemischt positiv/negative Erinnerung, und das ist o.k. so. Ich glaube, es geht hier tatsächlich nur um Zeit, die verstreichen muss. In dieser Zeit gibt es bessere und verdammt beschissene Tage, aber langsam, wenn aus dem unerträglichen Schmerz Trauer wird, aus der Trauer vielleicht Wut oder Melancholie und daraus letztendlich Erinnerung, gibt es einen Trend nach oben. Die Amplitude wird sozusagen kleiner, wie bei Nachbeben.
In irgendeinem Ratgeber gegen Schreibblockaden habe ich mal den Tipp gelesen, man solle sich jeden Morgen hinsetzen, noch bevor einem der Tag diverse Stempel aufdrückt, und drei Seiten schreiben. Egal was, egal in welcher Form, einfach aufschreiben, was einem gerade durch den Kopf geht, und wenn es Kuchenrezepte sind. Gut, aus zeitlichen Gründen hat das bei mir am Morgen nicht geklappt. Ich habe das ein halbes Jahr lang am Abend getan, und es war wie ein Quantensprung. Es hilft, sich über viele Dinge klar zu werden. Und in dem Moment, in dem sie auf dem Papier oder auf dem Bildschirm stehen, verlieren sie oft ihren Schrecken und ihre Macht. Vielleicht versuchst du es, wenn du nachts wach liegst.

Du wirst mich nicht so leicht verschrecken, mach dir darüber keine Sorgen. Denk daran, dass ich selber in einer ähnlichen Situation gesteckt habe und halbwegs nachvollziehen kann, was dich bewegt, auch wenn sich das jetzt vielleicht überheblich anhört.
Mein eigenes Leben kommt mir zeitweise auch noch sehr fragil vor, aber ich denke, ich kann wieder eine ganze Menge ab, und wenn es darum geht, von dir etwas abzufangen, dann nur zu.
So, das war nach sechs Wochen mein letzter Krankheitstag. Montag geht der Trott wieder los. Eigentlich gehe ich Freitag abends immer weg, ich muss dann einfach raus, brauche zwei oder drei Stunden für mich und quatsche dann den Rest der Nacht mit Freunden. Heute werde ich mir wohl zwei Flaschen korsischen Wein besorgen, am Rechner Musik hören und das ein oder andere schreiben. Wenn dir also heute Abend noch etwas auf der Seele brennt, dann werde es los. Und wenn irgendwann später eine etwas seltsame Mail bei dir ankommt, dann liegt es wohl an dem korsischen Wein. Ich werde bei Wein zwar kreativ, aber manchmal auch ziemlich pathetisch und anhänglich. Also nicht wundern…
Ich wünsche dir einen angenehmen Rest des Tages.
Chris

10.10.2010 15:33 Uhr

Sehr angenehm war es bis gerade nicht. Ich hatte ein unangenehmes Gespräch mit einem ärztlichen Kollegen, der eine herbe Profilneurose hat. Ich kann also noch etwas Schönes heute gebrauchen und hoffe auf einen gemeinsamen Abend mit Dir. Ich werde mich mit Laptop und Buch nach oben begeben. 

LG G.

10.10.2010 21:07 Uhr

So, nun kann der nette Teil des Abends starten.
Ich habe eher selten den Hang, mich profilieren zu müssen.  Eine wirkliche Profilneurose ist es wohl nicht. Mir ist klar, dass ich in einigen Dingen ganz gut bin und in anderen absolut unfähig oder unwissend. Macht mir nichts aus, das Einzige, was nervt, ist dieser Hang zum Perfektionismus bei den Sachen, die mir liegen. Das hat wohl mit der Forderung nach Anerkennung zu tun, vielleicht auch mit dem Bedürfnis, mich von der Masse abzuheben. Ich stehe mir in solchen Augenblicken selber im Wege und das ärgert mich. Einige Dinge fange ich aus diesem Grunde gar nicht erst an. Ich denke nicht, dass es pathologisch ist.
Gefährlich ist, dass solch geltungssüchtige Menschen ein bemerkenswertes Geschick entwickeln, wenn es darum geht, andere für ihre Bedürfnisse und Zwecke zu missbrauchen. Und ich glaube, noch gefährlicher ist es, wozu sie fähig sind, wenn sie dieser Menschen überdrüssig werden. Dann können sie auch ein nur leicht angeschlagenes Ego in Grund und Boden stampfen, und das mit erstaunlicher Boshaftigkeit. Ich kenne solch eine Person, sie hat mich zur Welt gebracht. 

Und trotzdem trinke ich jetzt auf sie. Und auf Dich. 

In diesem Sinne: Cheers! 

Chris.

10.10. 2010 22:46 Uhr

Lass es dir gut munden!
Ja, dieser Hang zum Perfektionismus kommt mir doch sehr bekannt vor. Geht mir nicht viel anders. Es hängt bestimmt mit dem Bedürfnis nach Anerkennung zusammen. Das hat ja wahrscheinlich jeder, aber bei mir ist es auch zu stark ausgebildet. Aber es ist auch Folge unserer Leistungsgesellschaft. Wenn ich sehe, was von den Kindern in der Grundschule verlangt wird, und welcher Druck da schon auf den Kindern lastet, ist es kein Wunder, das man nach Anerkennung strebt.
Das klingt nach einem gespaltenen Verhältnis zu Deiner Mutter? Und wenn sie tatsächlich so ein perfektionistischer Mensch ist, ist es auch kein Wunder, dass Du übersteigert nach Anerkennung suchst. Als Kinder wollen wir schließlich unseren Müttern gefallen.

10.10.2010 23:22 Uhr

Paul wurde im Sommer eingeschult, es ist ein Wahnsinn, was den Kids abverlangt wird. Da wir beide arbeiten, ist er bis 16 Uhr im Offenen Ganztag. Danach noch eine halbe Stunde Hausaufgaben, und das in der ersten Klasse. Auch wenn es jetzt noch sehr früh ist darüber nachzudenken, aber ich werde ihn definitiv nicht durch das Turbo-Abi jagen. Mein Gott, wir kamen damals von der Schule mittags nach Hause, kurz essen, kurz Hausaufgaben, und dann ab zum Spielen mit den anderen.
Er bekam bereits im Alter von zwei Jahren die Diagnose ADHS. Man kann dazu stehen, wie man will, ich habe mich viel mit der Thematik befasst, habe mir für mich selber die Diagnose bei einem Spezialisten in Hannover abgeholt, nur so aus Interesse, und um meine Vergangenheit etwas besser zu verstehen. Auf alle Fälle ist es schwer für ihn, im Unterricht lange still zu sitzen und einem Frontalunterricht zu folgen. Mal sehen, was wird. Letztendlich ist aus mir ja auch ein höchst erfolgreiches Genie geworden

Meine Eltern sind ein Fall für sich, alle beide. Sie leben beide noch, sind schon lange geschieden, wohnen ganz in der Nähe. Wenn dir irgendwann mal langweilig ist und du ganz viel Zeit für triviales Zeugs hast, erzähle ich die ein oder andere Story. Hauptsache ist, dass sie mir das Leben heute nicht mehr zur Hölle machen können. Ich habe meinen Umgang mit ihnen gefunden, kann mich einigermaßen abgrenzen und bin ihnen keine Rechenschaft schuldig, wie ich mein Leben gestalte.

Natürlich bin ich nicht das erfolgreiche Genie geworden, dass mir so als Bild von mir vorschwebt. So viele verpasste Chancen, so viele falsche Entscheidungen, viel zu wenig auf mich, auf mein Herz gehört. Und trotz aller Unzufriedenheit durch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten komme ich auf eine seltsame Art meistens mit diesem Leben und seinen Eigenarten klar. Ich hoffe sehr für dich, dass du das demnächst von dir auch wieder behaupten kannst.

Guck, es geht schon los mit dem Pathos. Wow, der erste Alkohol nach sechs Wochen. Wenn die erste Flasche leer ist, spürst du, wie ich fliege.

Chris. 

10.10.2010 23:43 Uhr

Meine Eltern und ich haben auch ein schwieriges Verhältnis. Ich bin Einzelkind und sie haben es nie geschafft zu akzeptieren, dass ich ein eigenes Leben habe. Sie sind für mich eher erdrückend. Sie sind auch der Grund, warum ich nie nach Norddeutschland zurück ging, obwohl ich eigentlich Heimweh nach der norddeutschen Tiefebene habe. Aber die räumliche Distanz ist für mich ganz unbedingt notwendig. Ich erzähle ihnen so gut wie nichts von mir. Wenn wir telefonieren reden meist sie, mein Vater über so wichtige Dinge wie die Regenstandsmessungen, meine Mutter über irgendwelche Krankheiten im Bekanntenkreis. Wie es mir geht, fragen sie nie, obwohl sie wissen, dass ich krank bin. Sie haben wohl zu viel Angst vor der Wahrheit. 

Meine Mutter hat selbst aber meines Erachtens auch eine Depression, nicht erkannt, war immer traurig. Und mein „Job“ war es, sie glücklich zu machen und ihr zu gefallen. Ein Mechanismus, der hoffentlich meine Tochter nicht ereilt.
Ich glaube, wenn ich freier aufgewachsen wäre und gelernt hätte, für mich selbst Entscheidungen zu treffen, hätte ich vieles anders gemacht. So wie Du schreibst, vielleicht mehr auf mein Herz hören können. Jetzt ist es zu spät, es gibt kein Zurück mehr, eine der schlimmsten Erkenntnisse zurzeit für mich.
ADHS macht das Leben bestimmt nicht leichter. Wie kann man da Deinem Sohn helfen? Ich habe davon nicht viel Ahnung. Erzähl ruhig mal, interessiert mich. Grundsätzlich finde ich es auch schlimm, dass unseren Kindern schon so viel abverlangt wird. Jette ist auch jeden Tag bis 16:OO Uhr in der Schule, dankenswerterweise sind dann aber die Hausaufgaben schon gemacht. Das Kind kommt sozusagen gefüttert, gewässert und gebildet zurück. Wir haben nicht mehr viel zu tun (ist natürlich Quatsch). Alles in allem auch mit meiner Kindheit kein Vergleich. Ich hatte viel mehr Zeit zum Spielen. Das ist bei den heutigen Kindern echt ganz anders. Ob es was bringt? Ob sie dadurch ihre Zukunft anders gestalten?

VG Greta

11.10.2010  00:08 Uhr

Ich fasse es kaum! Wie viele Parallelen tun sich wohl noch auf? Es ist fast ein wenig gespenstisch. Ich lebe zwar unmittelbar vor Beginn der Norddeutschen Tiefebene, aber einer meiner Träume führt mich weiter nach Norden, an die Küste. Woher im Norden kommst du?
Ich habe auch viel zu lange auf meine Eltern gehört, aber es mir heute ein wenig zu einfach, sie für alles verantwortlich zu machen.
Du sagst, es sei für dich zu spät, sich für etwas anderes zu entscheiden. Glaubst du das wirklich? Vielleicht kommt es dir jetzt so vor. Wenn ich in diesen verdammten letzten drei Jahren eins gelernt habe, dann ist es, dass ich ein freier Mensch bin. Ja, ich habe auch Verantwortung für ein Kind, und die werde ich immer wahrnehmen, aber ich habe auch ein eigenes Leben, und wenn ich entscheide, dass ab morgen früh ganz anders, ohne meine Frau, mein Haus, meinen wunderbaren Rückzugsraum zu verbringen, dann wird mich niemand daran hindern.
Es ist schwer, und es hört sich fürchterlich altklug und besserwisserisch an, aber träume! Schmeiß Konventionen über Bord, denke an dich, es gibt tatsächlich immer eine Alternative. In unserem Alter ist noch lange nicht alles gelaufen.
Was wärst du gerne geworden? Was würde dir heute Spaß machen?
Chris.

11.10.2010 00:31 Uhr

Ich komme gebürtig aus einer kleinen Stadt zwischen Bremen und Oldenburg.
Ich würde gerne aber noch weiter gen Norden ziehen, wenn ich könnte. An die See. Ist fast egal ob Nord- oder Ostsee. Mein Traumhaus liegt in Wassernähe, am besten direkt am Wasser, damit ich einfach im Bademantel an den Strand gehen und möglichst oft in die Fluten springen kann. Damit ich im Haus das Meeresrauschen hören kann. Damit ich durch die Fenster die Weite des Meeres genießen kann. Mein Traum von Freiheit…
Weitere Wünsche und Träume zu realisieren fällt mir mittlerweile gar nicht mehr so leicht. Vor lauter beruflichen und privaten Anforderungen habe ich wohl, meine Wünsche aus den Augen verloren. Ich kann recht klar benennen, was ich nicht will. Aber was ich stattdessen
will?? Haus am Meer, schreiben, tja und dann die für mich große Frage: mit oder ohne Familie? Ich würde am liebsten alles (außer meiner Tochter) hinter mir lassen. Aber während ich das schreibe, verbiete ich mir fast gleichzeitig darüber nachzudenken. Ich sag ja, Sackgasse.
Bist du bei deinen Träumen angekommen? 

Greta

11.10.2010 00:48 Uhr

Ich bin bei meinen Träumen noch lange nicht angekommen. Was mich gerade wundert, ist, dass wir im Grunde mit unseren Zielen nicht weit voneinander entfernt sind. Ja, ich möchte auch mein Haus in der Nähe der Nordsee, ich möchte auch meinen Sohn mitnehmen, könnte auch den Rest hinter mir lassen, möchte schreiben oder sonst etwas machen, was mich erfüllt. Ich bin wie du ganz weit davon entfernt, aber ich betrachte es nicht als Sackgasse und ich verbiete mir nicht das Nachdenken darüber, im Gegenteil. Ich führe es mir immer wieder vor Augen und sage mir, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen ist, aber kommen wird.
Hm, die Kardinalfrage ist für mich, warum wir bei ähnlichen Träumen und einem ähnlichen Ist- Zustand unsere Situation so unterschiedlich beurteilen und wie sich das bei dir vielleicht ins Positivere verändern lässt. Warst du mal ein optimistischer Mensch?

Chris.


11.10.2010 00:57 Uhr

Mir wurde in der Kindheit immer wieder der Satz gesagt: Vögel, die morgens pfeifen, holt abends die Katze“. Kann man da optimistisch werden?
Aber mein Pessimismus ist nicht immer so schlimm. Im Winter geht’s mir immer kratzig, da verliere ich schnell meinen Lebensmut und meine Lebenslust. Zum Frühling hin wird es dann deutlich besser und im Sommer blühe ich richtig auf. Ich setze mich deshalb im Winter auch immer vor eine Lichttherapie- Lampe. Auch wenn es nicht die Sonne ist, so hilft es doch.
Wir scheinen echt viele Parallelen zu haben. Schönes Gefühl, sich in einem anderen Menschen wieder zu finden.
Teilt Deine Frau Deine Träume? 

Greta

11.10.2010 01:10 Uhr

Nein, meine Frau sagt ganz klar, dass sie sich hier nicht wegbewegen wird. Sie ist Anfang ’90 aus den Neuen Bundesländern hier nach Oeynhausen gekommen, sie weiß selber nicht, warum sie sich damals auf solch ein Abenteuer eingelassen hat.
Wenn ich auch nur einen Teil meiner Träume verwirklichen will, und das werde ich, dann ist meine Frau nicht Teil dieser Träume. Es tut schon weh, dass so geschrieben zu sehen, andererseits begleiten mich diese Träume nun schon so lange, dass ich es mir tatsächlich vorstellen kann.
Wie geht es dir jetzt gerade?

Chris

11.10.2010 01:19 Uhr

Man denkt so oft über eine Trennung nach, aber aufgeschrieben, bekommt es doch noch einmal eine andere Dimension. Geht mir auch so.
Witzig, dass du gerade fragst, wie es mir geht, denn ich habe gerade in mich reingehört. Hast du wohl gespürt…
Es geht mir gut. Nahezu unfassbar gut. Keine innere Unruhe, wohlige Müdigkeit, kein Brennen hinter dem Brustbein. Unfassbar. 

11.10.2010 01:36 Uhr

Wie schön. Sollen wir den gemeinsamen Abend so langsam beenden? Die Gläser wegräumen, das Kaminfeuer runterbrennen lassen, in den nächsten Tagen immer mal wieder weiterschreiben? Scheint uns beiden gut zu tun.
Es ist schön, dich gefunden zu haben. Und mach dir bitte keine Sorgen über eine neue Enttäuschung. Ich bin alles Mögliche und alles Mögliche nicht, aber ich glaube, ich bin zumindest authentisch.
Chris.


11.10.2010 01:44 Uhr

Ja, ich bin auch müde. Es war wirklich sehr schön mit Dir. Ich danke dir. Ich würde Dir gerne auch In Zukunft schreiben. 

Schlaf schön, gute Nacht und süße Träume, Greta.

11.10.2010 01:47 Uhr
Ich wünsche dir auch eine gute Nacht und gute Träume.
Bis morgen, wenn du magst.
Chris.

11.10.2010 09:41 Uhr

Guten Morgen,
Schon ausgeschlafen?
Was so ein netter Abend alles bewirken kann… ich bin ohne Herzrasen und innerer Unruhe aufgewacht (nur ein bisschen Kopfweh, aber das ist nichts gegen das andere). Das Ego windet und suhlt sich noch im Dreck, aber es ist beherrschbar (es wird schon irgendwann aus dem Drecksloch heraus kriechen). Will sagen: ich fand es richtig schön. Schöne gleiche Wellenlänge. 

Ich werde heute viel am PC arbeiten müssen und gucke dann immer mal in mein Postfach…
Lg 

11.10.2010 11:29 Uhr

Guten Morgen,
ist bei dir mit einem Kind in diesem Alter auch die Nacht so früh vorbei? Schön, dass es dir so gut geht. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich dich gestern so zugetextet habe und dachte, ich hätte mich zu offensiv in den Vordergrund gespielt.
Ja, ich liebe das mit der gleichen Wellenlänge! Ich habe schon Menschen kennengelernt, mit denen es relativ viele Gemeinsamkeiten gab, aber das hier ist schon enorm. Ich bin, wie soll es anders sein, übrigens auch Einzelkind
So, bis zum Mittagessen nimmt mich mein Sohn in Beschlag, danach bin ich auch für eine Stunde am Rechner.
Bis später, 

Chris


11.10.2010 12:59 Uhr

Ja, ja, ich sollte arbeiten. Habe aber keine Lust. Ich habe eine Frage: Du schriebst, dass Du nach Noten von Tom Waits spielst. Kannst Du mir was empfehlen? So ein Klavier wie Du hast, habe ich nämlich auch (welch Wunder…). Hätte gerne einen Tipp, darf aber nicht zu schwer sein, bin aus der Übung.
LG 

11.10.2010  13:34 Uhr

Ich sehe gleich mal nach, wenn mein Sohn in meinem Schlafzimmer, Musikraum und Büro und jetzt auch Spielzimmer mit seiner Carrera- Bahn fertig ist. Die schönsten Stücke von Tom Waits sind sauschwer zu spielen, in irgendeiner völlig abgedrehten Tonart und mit verrückten Oktav- und None-Griffen. Ich hoffe, du hast lange Finger.
Aber zwei oder drei Sachen, die toll klingen, sind nicht allzu schwer. Und ich bin Anfänger am Klavier, du nur aus der Übung!
Ich schicke dir nachher die Noten rüber. Frau und Kind sind ab drei Uhr aus dem Haus, dann habe ich sturmfreie Bude.
Also heute geht mir das Wetter auch auf die Nerven. Normalerweise macht es mir nichts aus, wenn wir erstmal mitten im Winter stecken. Die Zeit, die ich hasse und zu der ich total melancholisch werde, ist das Ende des Sommers. Wenn ich weiß, dass es die letzten Abende sind, an denen ich auf der Terrasse sitzen kann, und die gemütlichen kleinen Open Air Konzerte in der City auslaufen, könnte ich manchmal eine oder zwei Wochen lang am Rad drehen.
Bis später,
Chris

11.10.2010 15:49 Uhr

Also ich schicke dir mal das komplette Songbook von Tom Waits rüber. Angefangen habe ich mit dem wohl bekanntesten Stück: Tom Traubert’s Blues.
Man braucht noch eine Flasche schottischen Single Malt und zwei Schachteln filterlose Zigaretten, um die Gesangsstimme hinzukriegen, aber dann macht es irre Spaß.
Wenn du die Songs selber als mp3 brauchst, kann ich dir alle, die du brauchst, nacheinander rüberschicken.

11.10.2010 16:58 Uhr 

Also, wenn du Anfänger bist, dann habe ich nie Klavierspielen gelernt. Ich finde es ganz schön schwer. Da brauche ich Jahre bis ich das hinkriege.
G. 

11.10.2010 17:19 Uhr 

Ich kann die Stücke natürlich weder so vom Blatt abspielen noch komplett auswendig. So nach und nach nehme ich immer ein paar Takte dazu. Im Schnitt spiele ich seit zwei Jahren täglich eine Stunde. Ich brauche also auch Jahre. Aber es macht Spaß. 

11.10.2010 19:03 Uhr
Da brauchst Du aber auch ein gutes Zeitmanagement: Klavier, Crosstrainer, Sohn, Beruf … und dann noch e- Mails an Greta. Ich sitze auf dem Rad und versuche meiner wieder aufkeimenden inneren Unruhe davon zu radeln. 
Liebe Grüße und bis später.

11.10.2010 19:10 Uhr 

Ich nehme einige andere Sachen nicht so wichtig, ich wasche mein Auto nicht, ich sitze selten vor der Kiste, ich wasche und dusche mich nicht und putze grundsätzlich nicht die Zähne (das sollte ein Witz sein!)
Für Mails an Greta bleibt also viel Zeit. Alles eine Frage der Prioritäten.
Mal sehen, was hier heute Abend noch so anliegt. Ab und zu schmeiße ich wohl mal den Laptop an, wenn es mich beißt. Mal sehen, ein bisschen Sport ist auch keine schlechte Idee.
Ich würde jetzt am liebsten für eine Woche nach Dänemark fahren und mir vom Seewind den Kopf freipusten lassen. Aber das muss noch ein wenig warten.
Bis später,
Chris


11.10.10 19:31 Uhr  

Nimmst du mich mit? Ich könnte auch Seewind gebrauchen. Dort ist es zu jeder Jahreszeit schön. Ein kleines Haus in den Dünen, lange Spaziergänge am Meer entlang, zusammen kochen und abends am Kamin sitzen. Klingt traumhaft gut, oder? 

11.10.2010 20:32 Uhr 

Das klingt ganz großartig. Wenn ich mir vorstelle, bei einem guten Gespräch diese ewig langen Strände entlang zu gehen und dann durchgefroren den Ofen anzufeuern, kochen, essen, und dann mit gutem Wein einen langen Abend zu verbringen, das wäre schon was. Habe die Bilder regelrecht vor Augen. Wir kennen uns noch keine Woche, aber ich würde dich sofort mitnehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Stress gäbe. Wer weiß, vielleicht kriegen wir das ja tatsächlich irgendwann mal hin. Keine Ahnung, wie, aber es lohnt sich, darüber nachzudenken.

11.10.2010 21:16 Uhr 

Und im Sommer fahren wir wieder hin. Rennen Hand in Hand ins Wasser, sammeln Muscheln, genießen die Sonnenuntergänge und schlafen unter dem freien Sternenhimmel. Das Leben könnte so schön sein… 

11.10.2010 21:45 Uhr

Oh Mann, diese Szenerie mit dir im Sommer, das mag ich mir gar nicht vorstellen! Diesen Kontrast zum Hier und Jetzt vermag mein Verstand gar nicht zu verarbeiten.
Im Mai oder Juni fahre ich vorab allein oder mit Paul (hat sich natürlich mit der Schule nun erledigt) immer eine Woche gen Norden. Das Ritual ist immer gleich: abends werden die Sachen ins Auto geladen und am Morgen, unmittelbar vor der Abfahrt, kommt einmal Chris Rea in den CD-Player – On the Beach. Ein Stück die A2 nach Nordosten, bereits dort sagt Paul, er könne das Meer schon riechen. Dann die A7 hoch mit Rast in Allertal, hinter Hamburg die Küstenstraße über Heide und Husum. Dann raus aus diesem Land. Sobald ich das erste Mal die rote Fahne mit dem weißen Kreuz sehe, fällt alles von mir ab.
Eine ganze Woche im nächsten Frühling werde ich wohl keinen Urlaub bekommen. Aber du bist herzlich eingeladen, ein verlängertes Wochenende mit mir irgendwo an der Küste zu verbringen. Sollte uns zum Auftanken reichen und wir können zusammen den Sommer einläuten. 

Lass uns das nicht aus den Augen verlieren!

11.10.2010 22:03 Uhr

Auf keinen Fall. Schlaf schön!

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